Von 1926 bis 1931 besuchte Felix Walner die Hochschulen für Bildende Künste in Hamburg und Berlin. Seit 1948 war er Mitglied im „Kleinen Hamburger Künstlerring“ und der „Gruppe 45“.
Er gehörte zu den Künstlern der Jahrhundertausstellung in der „Hamburger Kunsthalle“ und nahm regelmäßig an öffentlichen und privaten Ausstellungen teil. Sein Werk ist in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.
Den Nachlass bildet ein sehr umfangreiches und von experimentellen Techniken geprägtes Oeuvre, das sich in verschiedene Schwerpunktthemen aufteilen lässt:
Die klassische Ölmalerei zeigt sich überwiegend in großformatigen, meist pastos angelegten Motiven. Bestimmend sind Stilleben, Landschaften und literarisch bezogene Analogien der Altklassik.
Einen zweiten Schwerpunkt bilden die von ihm entwickelten Cera Trementina-Arbeiten. In dieser Technik verbindet Felix Walner die Leichtigkeit seiner Aquarellier- und Zeichenkunst mit den durch Schabloniertechnik geprägten Kompositionen. Allen gemeinsam ist eine positive, optimische Farbstimmung, die bis heute eine durchgehend moderne Ausstrahlung hat.
Reisen aus Leidenschaft
Die meisten seiner frühen Reiseimpressionen setzt Walner in Aquarelltechnik um. In der Farbgebung beschränkt er sich dabei vorwiegend auf helle Sandtöne, Blau und gedämpftes Grün. Den Anstoss zu diesen lichten Strand- und Küstenlandschaften mag ihm seine Studienzeit bei Prof. Julius Wohlers (1867-1953) gegeben haben. Wohlers gehörte zu jener Gruppe Hamburger Maler, die eine motivlich eng mit Hamburg verknüpfte helle Freilichtmalerei pflegten. Walner scheint diese Richtung auf seine Reiseimpressionen übertragen zu haben.
Anfang der sechziger Jahre stellt sich bei Walner ein auffälliger Wandel in der Farbgestaltung der Reisedarstellungen ein. Die Farben werden kräftiger und die Motivauswahl zeugt von einer neuen Sichtweise der Landschaft. Während die frühen Bilder eher ein wenig eintönige Landschaftsausschnitte zeigen, werden die späteren Bilder mit Häusern, Treppen, kleinen Gassen und Straßenfluchten angereichert. In einer freien Komposition zusammengestellt, lassen sie die perspektivischen Fluchtlinien zunehmend außer acht. Die Farben werden deutlich kräftiger und zeigen weniger Transparenz. Die Aquarelltechnik wird zunehmend von einer Wachstechnik abgelöst. Gleichzeitig beginnt sich die Darstellung bei einigen Bildern immer stärker ausschließlich aus Flächenmustern zu formieren. Auf die aller verbindende Umrisslinie wird dabei zunehmend verzichtet. In der Folge werden die Motive immer mehr abstrahiert. In der Serie "Mädchen von Fanø" oder bei den Muschelformen lassen nur noch skizzenhaft hingeworfene Umrisslinien die reale Form erahnen.
In den Griechenlandbildern von 1971 schließlich wird die Darstellung auf eine eindimensionale Bildebene reduziert. Die einzelnen Motive tragen zunehmend symbolischen Charakter. Aus den ehemals vedutenartig wiedergegebenen Landschaftsmotiven werden Bildinhalte, die sich immer deutlicher mit dem Verhältnis von Mensch und Natur auseinandersetzen.
Der Maler und Graphiker: Optimist und engagierter Künstler
Die Kunsthistorikerin Anja Schmidt M.A. verfasste das Werksverzeichnis und verschiedene künstlerische und biografische Betrachtungen. Ein Ausschnitt:
"Felix Walner gehört zu jener Generation Hamburger Künstler, deren künstlerische Anfänge in den dreißiger Jahren liegen und die nach dem zweiten Weltkrieg zwischen 35 und 50 Jahre alt sind. In einem Alter also, in dem sich allgemeinhin ein persönlicher Stil zu festigen beginnt. Die meisten dieser Künstler bekannten sich nach dem Krieg zu einer der zwei prägenden Künstlervereinigungen, der Sezession oder der "Gruppe 45". Walner hat sich nie einer dieser Gruppierungen angeschlossen. Ebenso wie er auch schon vor dem Krieg vorwiegend autodidaktisch arbeitete und sich von den Kunstströmungen jener Jahre nur bedingt beeinflussen ließ, so setzt er auch nach dem Krieg seine künstlerische Arbeit weitgehend eigenständig fort.
In seiner Lebenseinstellung wie auch in seinem künstlerischen Schaffen wird Felix Walner entscheidend von den persönlichen Erfahrungen und den Folgen der beiden Weltkriege geprägt. Noch unter der Obhut seiner großen Familie erlebt er als Junge den 1. Weltkrieg mit.
Nur sechs Jahre nachdem er sich als freier Maler und Grafiker in Hamburg niedergelassen hat, setzt der 2. Weltkrieg ein. Er gerät in Kriegsgefangenschaft, und sein Atelier mit allen bis dahin geschaffenen Werken wird durch Bomben völlig zerstört. Diese Erfahrungen führen bei Walner zu starken Nachwirkungen und einer langwierigen Verarbeitung der NS-Zeit. Bereits vor dem Krieg hatte sich Walner durch seine aktive Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei einer intensiven Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen verpflichtet gefühlt. Die künstlerische Umsetzung der Vision von einer besseren Zukunft und einer friedvollen Auflösung alter Machtstrukturen mit dem Ziel eines gleichberechtigten harmonischen Gesellschaftssystems wird ihm nach dem Krieg ein umso stärkeres Bedürfnis..."
Die Vielfalt, künstlerische Mittel auszuprobieren, führte ihn zu einer einzigartigen Maltechnik.
Felix Walner trieb die Lust, seine Bilder in verschiedenen Techniken auszuprobieren. Die durch Kriegszeiten knappen Malmittel und Materialien kompensierte er mit Fantasie.. Beidseitig beschnitzte Druckstöcke, Hartfaserplatten mit Fresco grundiert, Türblätter, Schranktüren, Styroporplatten – alles wurde bemalt oder zum Drucken benutzt. Über 250 Holzschnitte, z.T. als Buchillustrationen, 250 überwiegend großformatige Ölbilder, hunderte von Aquarellen, Radierungen, Lithographien, Frottagen, Siebdrucke und vor allem Mischtechniken bestimmen den Nachlass.
Für öffentliche Aufträge schuf Felix Walner Wand-Keramiken sowie große Mosaike. Durch die frühen Reisen in den Süden war er von der Fresco-Technik fasziniert. Satte Farben, die sofort in den stark saugenden Grund einziehen, klare Flächen, lasierende Töne und ein fast graphisches Lineament. Diese Malerei verlangt ein sehr sicheres und zügiges Malen - man kann kaum korrigieren. In dieser "Tradition" entwickelte er seine "Cera Trementina", eine Maltechnik von einzigartiger Wirkung, die das Werk Felix Walners im Wesentlichen bestimmt!
Anja Schmidt, Kunsthistorikerin, beschreibt das so:
"Ca. 1962 beginnt Felix Walner intensiv, mit einer neuen Technik zu experimentieren, deren Grundstoffe Wachs, Farbpigmente und Terpentin sind. Er nennt diese Technik, beeinflusst durch seine Aufenthalte in Italien, Cera (= Wachs) Trementina (=Terpentin).
Dieser Begriff bezeichnet einen komplexen Malvorgang, dessen Besonderheit nicht nur in der Wahl und Kombination der Malmittel liegt, sondern vor allem auch in der Behandlung des Papierträgers. Das Geheimnis dieser speziellen Technik besteht darin, zunächst das Grundthema als Binnenzeichnung in das schwere Büttenpapier einzuschneiden. Anschließend werden die Flächen der Bildkomposition mit einer gelösten Wachs-Farbpigment-Mischung lasiert. Das Terpentin quillt das Papier an den Einschnitten der Binnenzeichnung auf, was eine Konzentration der Farbpigmente in den Schnitten nach sich zieht. Dies führt dazu, dass sich die Binnenzeichnung stärker aus der Komposition heraushebt und somit deutliche Akzente setzt. Sie wird zum Träger des Bildthemas. In den erhabenen Strukturen des meist verwendeten Kupferdruckpapiers bleiben Farbpartikel haften, die in den flächigen Bildpartien einen auffällig weichen, transparenten und samtigen Farbeindruck hervorrufen."