Felix Walner
 
Charlotte Walner  v.Deuten-Stiftung

Cera Trementina

"Cera" bedeutet (ital.) "Wachs" und das Tessiner "trementine" meint "flüssiges Harz". 

Felix Walner kreierte seine neue "Wachsmaltechnik" 1963, indem er sehr differenziert Harze, Öle, Wachse und Terpentin mit reinen Pigmenten und "Füllstoffen", wie gemahlenem Ton oder Erden mischte. Die raffinierte Eigenart seiner Cera Trementina brachte er durch das Einritzen oder Einschneiden der Papieroberfläche zur Meisterschaft.

Je nach Bildmotiv entsteht eine immer wieder neue Dramatik - mal wirkt das Papier aufgerissen und verletzt wie eine Wunde, mal geben die fein geritzten Linien mit spielerischer Leichtigkeit den abstrakten Farbformen Zeichnung, Struktur oder Bedeutung. Die so geritzte Oberfläche schwerer Bütten- oder Kupferdruckpapiere saugt das Terpentin mit den Pigmenten verstärkt auf.. So entstehen Lineaturen, die eine unverwechselbare Charakteristik aufweisen.

Jeder Künstler entwickelt eine Vorliebe für die zu seiner Formensprache am besten passenden Technik. Durch seine vielen Reisen in den Süden, insbesondere durch Venedig und Sizilien inspiriert, entsprach die sehr freie Pigmentierung der Wachsmaltechnik seinen Ausdrucksformen. "Gekonnte Improvisation entsteht nur aus der perfekten Beherrschung der Technik." Das war ein Leitmotiv für die Qualität in der künstlerischen Arbeit Felix Walners. Mit seiner ungehemmten Experimentierfreudigkeit schuf er denn auch eine Vielzahl von Mischtechniken "zwischen" den klassischen Maltechniken.

Bildwelten für Entdecker

Die besondere Wirkung dieser Maltechnik entsteht durch das Setzen feiner Linien - wie beim Aquarell - oder den Auftrag gedeckter Farben - durchzogen, geschichtet, strukturiert vom Malgrund. Flirrendes Licht steht neben tiefen Schattenlinien - müde und matte Erdfarben grenzen an strahlendes Gelb, Violett oder Purpur.

In seinen Landschaftsbildern und venezianischen Städtemotiven kommt diese heitere Seite südlicher Sonne spannungsvoll zur Geltung. Das sind die Landschaften und grafischen Bildwelten, die zum Spaziergang mit den Augen einladen. Ähnlich wie bei Paul Klee oder Miró entdeckt der Betrachter bei näherem Hinsehen figurative Details, eine Fülle von Symbolen und Geschichten - eine Augenweide.

Die Faszination von Technik und Thema

Die Variationsbreite der Cera Trementina beschäftigt Felix Walner durch sein ganzes Schaffen. Bei der Umsetzung dieser Technik sorgt er 1969 mit seinen Auschwitz-Bildern bei der Kritik für heftige polarisierende Resonanz. Die einen verurteilten diese ästhetischen grafischen Blätter, weil sie gewohnt sind, Gewalt immer "gewaltvoll" abgebildet zu sehen...

Für die anderen hingegen gelingt Felix Walner eine völlig neue, subtile Form der Anklage. Mit der Ästhetik einer Rasierklinge schneidet er tief ins Bewusstsein - das Grauen nicht als Spektakel, sondern das Prinzip des Entsetzlichen will er aufzeigen. Auch das ist eine beeindruckende und neue Faszination dieser Technik.

 

"Schäfer mit Schaf" - 1966 - 40 x 60 cm - Cera Trementina auf Bütten


Italienische Küste - 1965 - 38 x 66 cm - Cera Trementina



Schale mit blauer Pflanze - 1966 - 33 x38 cm
Schale mit blauer Pflanze - 1966 - 33 x38 cm
Lysistrata - 1963 - 47 x 38 cm
Lysistrata - 1963 - 47 x 38 cm
Zum geophysikalischen Jahr 1957 - 1963 - 44 x 56 cm
Zum geophysikalischen Jahr 1957 - 1963 - 44 x 56 cm
Rhodos - 1961 - 44 x 57 cm
Rhodos - 1961 - 44 x 57 cm
Stilleben - 1962 - 49 x 60 cm
Stilleben - 1962 - 49 x 60 cm
Dorfszene Ligurien - 1961 - 24 x 29 cm
Dorfszene Ligurien - 1961 - 24 x 29 cm
Bäume - 1959 - 29 x 43 cm
Bäume - 1959 - 29 x 43 cm
Hafentreppe - 1966 - 53 x 79 cm
Hafentreppe - 1966 - 53 x 79 cm